Die Geheime Geschichte: Roman by Tartt Donna

Die Geheime Geschichte: Roman by Tartt Donna

Autor:Tartt, Donna [Tartt, Donna]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
ISBN: 9783442456918
Google: xfvMOQAACAAJ
Herausgeber: RM-Buch-und-Medien-Vertrieb
veröffentlicht: 1992-01-01T23:00:00+00:00


BUCH ZWEI

Dionysos ist der Meister der Illusion, der einen Wein-stock aus einer Schiffsplanke wachsen lassen könnte und seine Anhänger allgemein dazu befähigt, die Welt zu sehen, wie die Welt nicht ist.

E.R. DODDS

Die Griechen und das Irrationale

SECHSTES KAPITEL

Nur der Vollständigkeit halber: Ich halte mich nicht für einen schlechten Menschen (obwohl – wie sehr klinge ich damit wie ein Mörder!). Immer wenn ich in der Zeitung etwas über einen Mord lese, bin ich verblüfft über die sture, beinahe rührende Sicherheit, mit der Landstraßenkiller, spritzengeile Kinderärzte, die Verkommenen und Schuldigen aller Couleur, sich außerstande sehen, das Böse in sich selbst zu erkennen – sich sogar genötigt fühlen, eine Art vorgetäuschte Anständigkeit geltend zu machen. »Im Grunde bin ich ein sehr guter Mensch.« (Das vom neuesten Massenmörder

– dem der Stuhl sicher ist, heißt es –, der vor kurzem in Texas mit bluttriefender Axt ein halbes Dutzend staatlich geprüfte Kranken-schwestern zur Strecke gebracht hat. Ich habe den Fall mit Interesse in der Zeitung verfolgt.)

Aber wenn ich mich selbst auch nie als besonders guten Menschen betrachtet habe, bringe ich es doch auch nicht über mich zu glauben, ich sei über die Maßen schlecht. Vielleicht ist es einfach unmöglich, sich selbst auf eine solche Weise zu sehen, wofür unser texanischer Freund ein Beleg wäre. Was wir getan haben, war schrecklich; aber trotzdem glaube ich nicht, daß einer von uns wirklich schlecht war. Man mag es in meinem Fall meiner Schwä-

che zuschreiben, bei Henry der Hybris und einem Übermaß an griechischen Prosaaufsätzen – oder was auch immer es gewesen sein mag.

Ich weiß es nicht. Ich nehme an, ich hätte mir besser darüber im klaren sein sollen, worauf ich mich da eingelassen hatte. Aber der erste Mord – der Farmer – schien so einfach gewesen zu sein, ein Stein, in den Teich geworfen und auf den Grund gesunken, fast ohne den Wasserspiegel zu kräuseln. Auch der zweite war einfach, zuerst jedenfalls, aber ich hatte keine Ahnung, wie anders sich die Sache diesmal entwickeln würde. Was wir für einen harmlosen, gewöhnlichen Klotz gehalten hatten (ein sanfter Plumps, und das Ganze sinkt schnell auf den Grund, und das dunkle Wasser 287



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